Mittwoch, 30. Januar 2013

Selbstverständnis des QueerNet Hessen

Erklärung zum Selbstverständnis des QueerNet Hessen
Das QueerNet Hessen ist ein Netzwerk hessischer LGBTIQ-Initiativen, -Organisationen und Einzelpersonen. Wir setzen uns auf Landesebene ein für
• die Emanzipation jenseits einer binären Geschlechterordnung,
• den Abbau der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Intersexuellen und Queers (LGBTIQ),
• die Akzeptanz einer Vielfalt von Lebensweisen.
Wir begreifen uns als queere Community, die durch die Wertschätzung der Vielfalt psychosexueller Identitäten und die Kritik an der zweigeschlechtlich hierarchisch geprägten Geschlechterordnung miteinander verbunden ist.
Zwar haben in Deutschland Fortschritte im Hinblick auf die rechtliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Trans* stattgefunden. Hierzu hat das politische Wirken von Akteur_innen aus unseren Communities wesentlich beigetragen. Dennoch stellen wir fest, dass der Wandel gesellschaftlicher Haltungen gegenüber LGBTIQ und ihren Lebensweisen nur langsam voranschreitet. Die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen ist immer noch weit verbreitet und eine geschlechtliche Uneindeutigkeit löst bei vielen Menschen Ängste, Befremden bis hin zu Hass und Gewalt aus.
Die bislang erreichte Annäherung an eine rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und die ersten Fortschritte in der Rechtsstellung von Trans* stellen für uns eine wichtige Grundlage für die Förderung gesellschaftlicher Akzeptanz dar. Eine nachhaltige Veränderung gesellschaftlicher Haltungen setzt jedoch voraus, dass Akteur_innen aus dem LGBTIQ-Spektrum auf allen politischen Ebenen ihre politischen Bündnisse weiterentwickeln und festigen. Zielsetzung unseres politischen Handelns ist es dabei, zu einem durch die gesamte Gesellschaft getragenen Prozess beizutragen, der das breite Spektrum von LGBTIQ-Lebensweisen als einen wertvollen Ausdruck gesellschaftlicher Vielfalt und individueller Freiheit und Selbstbestimmung begreift, wertschätzt und unterstützt. Das Erreichen dieses Ziels begreifen wir als einen wichtigen Gradmesser für die Demokratisierung unserer Gesellschaft.
Als zivilgesellschaftliche Akteur_innen bringen wir unsere Erfahrungen, unser Wissen und unsere Bereitschaft ein, Gesellschaft zu verändern und für alle lebenswerter zu machen. Wir arbeiten in Initiativen mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten u.a. in den Bereichen Kultur, Arbeitswelt, Pädagogik, Schulaufklärung, Selbsthilfe, Gesundheitsförderung, Gewaltprävention und -intervention.
Dafür erwarten wir Unterstützung auch von staatlicher Seite. Wir sehen die hessische Landesregierung, die hessischen Kommunen und alle an der politischen Willensbildung beteiligten Institutionen in der Pflicht, ihren Beitrag für einen nachhaltigen Abbau von LGBTIQ-feindlichen Haltungen und zur Förderung einer gesellschaftlichen Akzeptanz der Vielfalt von Lebensweisen zu leisten.
Wir erwarten, dass die Selbstorganisation der Menschen aus dem LGBTIQ-Spektrum als wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung von Zivilgesellschaft und Demokratie anerkannt wird. Die Vernetzung und die Arbeit dieser Initiativen muss mit finanziellen Ressourcen ausgestattet werden, um die Nachhaltigkeit dieses Prozesses zu unterstützen.
Die Einzelpersonen und Mitgliedsorganisationen im QueerNet Hessen werden sich gegenseitig darin unterstützen, ihre Arbeit weiter zu entwickeln und zu verbessern. Wir wissen, dass Vorurteile und Ausgrenzungen auch im Spektrum von LGBTIQ stattfinden und werden gemeinsam diesen Tendenzen entgegenwirken.
Darmstadt, den 3. November 2012